Eine Grundbotschaft des Alten Testaments neu entdeckt
Dieses leicht und für den Alltag geschriebene Buch entfaltet eines der zentralen Themen des Alten Testaments und zeigt seine Bedeutung für unser Leben heute auf. Es möchte Lust machen auf das Alte Testament und auf einen Glauben, der uns zu Weltgestaltern Gottes macht.
Raum zum Leben und die Schöpfungsgeschichte
- Raum für das Leben: Die Erde, unser Juwel im All
- Raum für Mensch und Tier: Warum Naturschutz ein biblisches Thema ist
- Raum für Völker und Rassen: Unsere sozial-politische Verantwortung
- Raum für mich: für meine Seele – Gaben und Aufgaben – Heimat – Geborgenheit
Raum zum Leben und die Zehn Gebote
- Den anderen „leben lassen“ (6. Gebot)
- Einander Raum geben in der Familie (5. und 7. Gebot)
- Einander Raum Geben im Arbeitsleben (4. und 8. Gebot)
- Einander Raum geben im sozialen Miteinander (3. und 9. Gebot)
- Raum für Gott – Raum für den Nachbarn (2. und 10. Gebot)
Erschienen bei SCM im Juli 2015, Preis: 14,95

Meinen Platz finden
Die Eltern sind besorgt. Ihr fünfjähriger Sohn ist in letzter Zeit oft unwillig und aggressiv. Nach längerem Ringen entschließen sie sich endlich, eine Beratung aufzusuchen. Die Familientherapeutin begrüßt Eltern und Sohn. Darauf überreicht sie dem Jungen einen Kasten, der Bauklötze und verschiedene Figuren und Möbel in Puppenhausgröße enthält.
Der Junge macht sich sofort ans Werk. Mit den Klötzchen grenzt er einen Raum ab. Er stellt Tisch und Stühle auf und setzt die Puppen darauf, den Vater, die Mutter, und sich selbst in die Mitte. Mit dem Geschirr wird der Tisch gedeckt, die Blümchen kommen auf die kleine Fensterbank. Die Therapeutin bewundert sein Werk. Dann stellt sie ihm eine Frage: „Wo ist denn deine kleine Schwester?“
Ein Gespräch beginnt, und bald schon stellt sich heraus: Der Junge ist eifersüchtig. Immer steht die Schwester im Mittelpunkt, für ihn haben Papa und Mama nie Zeit. Am liebsten soll die Schwester weg sein. Deshalb hat er sie nicht an den Tisch gesetzt. In Wirklichkeit hat er das Gefühl, selbst nicht mit am Tisch zu sitzen, selbst nicht richtig dazuzugehören.
Die Eltern sind verblüfft und erschrocken. Daran hätten sie niemals gedacht. In den folgenden Wochen üben sie sich darin, mit ihren beiden Kindern gerecht umzugehen. Beiden Kindern geben sie die gleiche Menge an ungeteilter Aufmerksamkeit. Zwei Monate später suchen die Eltern noch einmal die Beratung auf. Wieder darf ihr Sohn mit den Figuren aus der Kiste spielen. Und siehe da: Diesmal sitzt die ganze Familie, alle vier, vereint am Puppentisch. Jetzt hat ein kleiner Junge seinen Platz in der Familie wieder gefunden.
Raum zum Leben finden, das ist für uns Menschen sehr wichtig. Es begleitet uns unser Leben lang. Als Kind verlangen wir nach unserem Platz in der Familie, in den Herzen der Eltern. In der Schule suchen wir unseren Raum innerhalb der Klassengemeinschaft. Wir bewerben uns um einen Ausbildungsplatz und später um einen Arbeitsplatz, wir halten Ausschau nach Aufgaben, die zu uns passen, in denen wir uns beweisen können und mit denen wir uns wohlfühlen. Wir suchen nach dem Partner, der uns Raum in seinem Leben gibt. Wir richten uns ein Zuhause ein. Wir nehmen einen Platz ein im Verein oder in der Gemeinde. Wir finden Raum in einem Freundeskreis und leben eingebettet in verwandtschaftliche Beziehungen.
Und doch: Gerade manche Christen, manche Formen christlicher Gemeinde hatten und haben dazu ein gespaltenes Verhältnis. Seinen Platz in dieser Welt suchen? Eher das Gegenteil scheint uns in der Gemeinde wichtig zu sein: sich von der „Welt“ abwenden, sich selbst und seine Bedürfnisse verleugnen, auch in unglücklichen Verhältnissen nicht aufbegehren, sein Kreuz auf sich nehmen, um der Nachfolge willen.
Die Bibel erzählt die große Geschichte zwischen Gott und Mensch. Die Geschichte findet statt an konkreten Orten. Gottes Geschichte mit uns braucht Raum. Gott gibt uns Raum zum Leben. Gott möchte mit uns in unserem Raum leben. Gott möchte, dass wir einander Raum zum Leben geben.
Im Alten Testament sind die folgenden Beziehungen und Orte am wichtigsten:
- 1.Mose 1: Gott – die Menschheit – die Erde
- 1.Mose 2: Gott – Adam und Eva – der Garten Eden
- 1.Mose 12ff: Gott – das Volk Israel – das verheißene Land
Kohlrabi im Bett
Der Vater kommt vom Markt zurück und hat seiner Frau eine Rose mitgebracht. Die Dreijährige ist sehr enttäuscht, dass sie nichts bekommt. Abends sieht die Mutter, wie die Kleine einen Kohlrabi mit ins Bett nimmt: den hat der Papa ihr vom Markt mitgebracht!
In der Sprechstunde habe ich manchmal gesehen, dass die Jungen den Scheitel auf derselben Seite trugen wie der Papa. Oder sie nahmen auf einem Foto dieselbe Haltung ein, neben ihrem Papa stehend: kerzengrade, Hände auf dem Rücken. Oder sie geben sich große Mühe, die Handschrift des Vaters zu imitieren… Wie sehr Kinder ihre Väter lieben – zeigen Sie ihnen Ihre Liebe, liebe Väter.
Dr. Christa-Maria Steinberg, Infoblatt Evangelisationsteam 2 / 2015, S. 15.
Mehr Beispiele aus der Beratungspraxis von Dr. Christa-Maria Steinberg im Buch!